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Bea Meyer :: Über die Künstlerin
Mit Bea Meyer stellt INTERDRUCK eine der interessantsten Leipziger Künstlerinnen der breiten Öffentlichkeit vor. In Leipzig ist die gebürtige Chemnitzerin keine Unbekannte - seit 2000 beschäftigt sich die Leipziger Medienkünstlerin Bea Meyer mit traditionellen handwerklichen Techniken im Kunstkontext, im Kontext zur Medienkunst und im Kontext zur Künstlerin die ihre berufliche Laufbahn mit einer Ausbildung zur Textildesignerin begann.Im Jahr 2000 entsteht "HÄKELBILD" - eine Landkarte im Naturkundemuseum zu Leipzig, die einen formalen und künstlerischen Neubeginn darstellt. Mit dieser Arbeit zieht Bea Meyer einen Schlussstrich unter die Jahre des Studiums. Mit der Anwendung textiler handwerklicher Techniken findet Bea Meyer eine für sie geltende formale Position und schließt somit den Bogen im Bezug auf ihren Erstberuf als Textildesignerin. Diese Form kann überzeugen und 2001 folgen genähte Textbilder, die Serie "ICH HAB JETZT AUCH GAR KEINE ANGST MEHR". Was auf den ersten Blick als Motivation aufgefasst werden kann, verlangsamt sich zu Ironie und Zweifel. Eigenschaften die auch schon in früheren Videoarbeiten zur Sprache gebracht wurden. Bea Meyer setzt 2001 mit "WENN DU WEG BIST, BIN ICH DA." einen weiteren Akzent, die wie zu heiß gewaschen wirkende Kopie eines Anselm Kiefer Bildes, die gestickte, viel kleinere Kopie zitiert auf ironische, poetische und liebenswürdige Weise Positionen der zeitgenössischen Kunst. Im speziellen wird bei dieser Arbeit Samplingtechnologie nicht als elektronischer Lebensaspekt betrachtet sondern manifestiert sich ganz materiell in textiler Interpretation. Die gestickte Kopie als Platzhalter für das hinter einem Rollo verborgene Original. Doch es bleibt nicht beim Zitat des Originals. Die nächste Arbeit, ein Vorhang mit der Aufschrift "ICH BIN MIR SICHER" artikuliert das Phänomen welches mit dem verdeckten Anselm Kiefer Bild verbunden ist auf eine neue und direkte Weise. Das verdeckende Element, der Vorhang der den Blick verwehrt, wird zum Bild. Doch die leisen Töne setzen sich durch: der Text Ton in Ton auf den Vorhang gestickt, ist somit kaum als euphorische Selbstbehauptung lesbar. Er deutet eher auf die Selbstartikulation hin wie sie in der Arbeit "WIE FINDET IHR DIE" bezeichnet wird. Auf Lutrasil gestickte Porträts der sechs besten Freunde ziehen sich in ihren runden Stickrahmen wie Kreise um das Umfeld der Künstlerin. Mit der Hand genäht, gerät die Dauer des Arbeitsprozesses zu einer messbaren Größe. Die mit den Freunden verbrachte Zeit soll nicht im technologischen Sinne gemessen, sondern emotional als eine Art der Vergewisserung nachgezeichnet werden. Diese emotionale Nachzeichnung weicht in der darauffolgenden Arbeit "VIER WIE WIR" einer Beschreibung. Im Sinne eines Auftrags ausgeführt - sind die mit Text bestickten Kleidungsstücke der Künstlergruppe "bald" (Peter Busch, Katharina Immekus, Bea Meyer, Kerstin Schiefner) schon eher exhibitionistischen Charakters. Der gestickte Text beschreibt die Eigenschaften der Gruppenmitglieder. Bea Meyer begreift des "Auftrag" als Programm, denn die Intimität der Künstlergruppe wird offensiv nach außen getragen. Ganz im Sinne zeitgenössischen Markenbewusstseins formuliert sie auf ironische Weise: Sage mir was Du trägst und ich sage Dir wer Du bist. In ihrer neuesten Arbeit eignet sich Bea Meyer das Bild einer bestimmten "Wolke" an. Die Welt wird ganz im Sinne abendländischer Kunstauffassung über das Naturstudium entdeckt. Doch nicht im Skizzenbuch über die Zeichnung, sondern als textile Formfindung. Das Naturstudium auch über den Faktor Zeit zu bezeichnen ist, dessen ist sich Bea Meyer bewusst - die Wolke als textile Formfindung wird als geknüpfter Wandteppich umgesetzt. Das ist Arbeit. Handarbeit im doppelten Sinne. Im doppelten Sinne auch "Arbeiten" als Thema der aktuellen Ausstellung von Bea Meyer. Bernhard Schipper (2002) |
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