GALERIE SCHIPPER im INTERDRUCK
Presse: Leipziger Volkszeitung :: 29. 09. 2003
Noch jede Menge Stolpersteine im virtuellen Dorf
Licht und Schatten - Leipzigs Kultur im Internet


Auf Kultur-Unternehmen, die sich noch nicht im Internet präsentieren, liegt der Verdacht, das Publikum sei ihnen egal. Denn Ausflüge in den virtuellen Raum sind für viele der (potentiellen) Gäste Alltag. Gerade wer Ausstellungen, Konzerte oder Theater besucht, ist interessiert und aktiv. Also auch bereit, sich im Netz zu informieren. Was sich dort nicht findet, droht, übersehen zu werden.

Die meisten Kulturleute Leipzigs scheinen das so zu sehen, per Suchmaschine sind sie im Nu erreichbar. Und oft erklärt sich die Adresse von selbst, wie bei www.schauspiel-leipzig.de oder www.lofft.de. Erstaunlich allerdings, dass sich ausgerechnet private Galerien im virtuellen Dorf rar machen: Nach der Galerie André Kermer, nach Lichtung und Projektgalerie fahndet man vergeblich. Das Dogenhaus ist zwar drin, doch nur mit Anschrift und Telefonnummer. Kein Hinweis auf Künstler, Ausstellungen, Öffnungszeiten. Mehr liefert da www.rundgang-kunst.de.

Dass Öffentlichkeit nützt, weiß Galerist Gerd Harry Lybke und vertritt seine Künstler unter www.eigen-art.com. Kleine Unterschiede weisen auf den Global Player hin: die Endung "com" statt "de" etwa und die englische Version für all jene, denen Deutsch spanisch vorkommt, die sich aber trotzdem für Christine Hill oder die Nicolai-Brüder interessieren. Wohl geordnet kommt die Webpräsentation der Galerie Kleindienst daher (www.galeriekleindienst.de). Kataloge von Timm Rautert, Erasmus Schröter, Tilo Baumgärtel oder Oliver Kossack lassen sich per Formular bestellen: Service, den man bei Museen meist vermisst.

Auch der Kunstraum B/2, der real etwas abseits auf dem Spinnereigelände liegt, ist im Netz leicht zu erreichen. Im August fand sich auf www.kunstraum-b2.de sogar eine ausführliche Ankündigung für September, wobei Aktualität nicht immer eine Stärke solcher Seiten ist. Die Galerie Schipper zeigt sich, im Leipzig-Vergleich originell, online im fröhlichen Retro-Look (www.bernhard-schipper.de). Vor allem aber verfügt sie über ein Gästebuch und einen Newsletter. Nichts Besonderes, könnte man meinen, doch vor allem Gästebücher zählen selten zum Service, weder bei Oper, Gewandhaus, Schauspiel, Lofft, den Museen der bildenden Künste und für Kunsthandwerk noch bei der Galerie für Zeitgenössische Kunst. Angst vor Kritik?

Zu den wenigen, die ein solches Buch und damit etwas Interaktion pflegen, zählen auch Werk 2, wo Einträge freundlich kommentiert werden, das Kamera- und Fotomuseum, die Schaubühne Lindenfels, deren nostalgisch-schicke Site den Schönheitsfehler langer Ladezeiten aufweist, und das Museum für Völkerkunde, das mit außerordentlich stilvoller Gestaltung punktet.

Das Gewandhaus setzt auch online Maßstäbe. Unter der eingängigen Adresse www.gewandhaus.de öffnet sich eine recht aufgeräumte Seite, wahlweise auf Deutsch, Englisch oder Japanisch. Selbstredend lassen sich Karten bestellen, Musiker sind per E-Mail ansprechbar, unter "Soundcheck" können sich Jugendliche zu Orchesterproben bei freiem Eintritt anmelden, und hinter "Service" verbirgt sich die Delikatesse "Instrumentenverkauf": das Marimbaphon für 1000 Euro, ein Doppelhorn für 1400, Cellos ab 4500. Schön an der Gewandhaus-Site nicht zuletzt, dass sie sich selbst erklärt: Sie verfügt über eine Sitemap, eine Karte, welche die Seitenstruktur darstellt - eine Selbstverständlichkeit, die den meisten Homepages fehlt.

Die Oper bietet zwar eine Map, müsste die aber nutzerfreundlich gestalten. Auch stellt sich die Frage, ob ihr nicht etwas Internationalität zustünde: in Form von Zweisprachigkeit. Wie sich englische Basis-Info einbinden lässt, macht das Kulturzentrum naTo vor (www.nato-leipzig.de).

Der Auftritt des Museums der bildenden Künste ist so schlicht gestaltet, dass er fast wieder Beachtung verdient. Letztlich allerdings dürfte die amateurhafte Anmutung eher abschrecken. Auf der Startseite gibt's nicht mal aktuelle Information. Viel einladender stellt sich dagegen die Kunsthalle der Sparkasse dar. Schon die Adressen verdeutlichen den Unterschied: www.kunsthalle-sparkasse.de gegenüber www.leipzig.de/museum_d_ bild_kuenste.htm. Alles klar? Eher ärgerlich zeigt sich auch die Homepage der Galerie für Zeitgenössische Kunst, eine verspielte Site, die hinter kaum einem Link hält, was sie verspricht. 2004 soll sie durch von Künstlern gestaltete Seiten abgelöst werden. Gut.

Eine Kuriosität bleibt die Seite www.leipzigpluskultur.de. Eigentlich wollte die freie Szene hier Unverzichtbarkeit und Konzepte für eine kluge Kulturförderung darstellen. Doch nach der Begrüßung "Kultur ist Vielfalt" führen fast alle Links ("Fakten", "Mitglieder", "Fotos", "Mitarbeit") ins Leere. Bravo!

Hendrik Pupat

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